A. Schröter u.a.: Siedlungen der Nachkriegszeit in Bümpliz-Bethlehem

Cover
Titel
Siedlungen der Nachkriegszeit in Bümpliz-Bethlehem.


Autor(en)
Schröter, Anne-Catherine; Sollberger, Raphael; Schnell, Dieter; von Allmen, Michael
Reihe
Schweizerischer Kunstführer
Erschienen
Bern 2018: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK
Anzahl Seiten
56 S.
von
Anna Bähler

Der 2018 erschienene Kunstführer zu den Grossüberbauungen in Bümpliz beginnt mit einem kurzen Blick auf die Bauerngemeinde Bümpliz im ausgehenden 19. Jahrhundert. Anschliessend zeigt er die Gründe für die heterogene Entwicklung der Gemeinde auf: Einerseits lag der Dorfkern nicht an den wichtigen Landstrassen, und auch die drei Eisenbahnstationen Bümpliz Süd, Bümpliz Nord und Stöckacker kamen in einiger Entfernung davon zu stehen. Andererseits hatte bereits vor 1900 in Bümpliz ein Bevölkerungswachstum eingesetzt, das sich nach 1940 stark beschleunigte, denn hier befanden sich nach der Eingemeindung die meisten Landreserven der Stadt. Die Berner Burgerfamilien, die in Bümpliz ausgedehnte Landsitze besassen, verkauften diese als grosse Landstücke an die Burgergemeinde, die Stadt, Baugenossenschaften und Bauinvestoren. Gebaut wurde nicht nach einem übergeordneten städtebaulichen Konzept, sondern dort, wo gerade Land erhältlich war.

Der Kunstführer stellt konkret elf Überbauungen vor, beginnend mit den Siedlungen Stapfenacker und Bethlehemacker I, die 1943/44 beziehungsweise von 1943 bis 1947 erstellt wurden und mit Reiheneinfamilienhäusern und grossen Gärten zur Selbstversorgung noch den städtebaulichen Idealen der Zwischenkriegszeit verpflichtet waren. Um die massive Wohnungsnot zu lindern, war aber eine kompaktere Bauweise gefragt. Die Siedlung Stöckacker, die von 1944 bis 1946 entstand und 2013 abgerissen wurde, bestand aus dreistöckigen Mehrfamilienhäusern. Wie in der von 1949 bis 1955 erstellten Siedlung Meienegg war der Aussenraum nicht mehr Anbaufläche, sondern eine allen Mietern zugängliche, kinderfreundliche Grünfläche. Mit der Überbauung Neuhaus entstand 1956/57 eine erste Siedlung, die gemischt aus Hochhäusern, Mietshausblöcken und Einfamilienhäusern bestand. Für die Hochhäuser waren Sonderbauvorschriften nötig, denn der Bauklassenplan von 1955 erlaubte höchstens 31⁄2-geschossige Gebäude. Das Tscharnergut, von 1958 bis 1965 gebaut, katapultierte den Berner Wohnungsbau in eine andere Liga: Es war das grösste Wohnbauprojekt der Schweiz am Ende der 1950er- Jahre. Wie die weiteren Grossüberbauungen, die in den folgenden Jahren in Bümpliz entstanden, war diese Siedlung als eigentliche Satellitenstadt gedacht, mit Kindergärten, Schule, Einkaufsläden, Alterswohnungen und Freizeiteinrichtungen. Diesen Prämissen folgten auch das sehr heterogene Schwabgut (1965–1969), der Gäbelbach (1965 –1971), der Bethlehemacker II (1968 –1976), das Kleefeld (1968 –1978) sowie die letzte Bümplizer Grosssiedlung, der Holenacker (1979 –1986).

Obwohl die Grossüberbauungen einen wichtigen Beitrag gegen die Wohnungsnot in der Stadt Bern leisteten, gerieten sie mit Schlagwörtern wie «Vermassung», «Einheitsbrei» oder «Betonwüste» in die Kritik. Die Autoren und die Autorin beurteilen jedoch diese Siedlungen als wichtige sozial- und architekturhistorische Zeugen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts; hier lässt sich die Entwicklung des Wohnungsbaus der Nachkriegszeit auf kleinem Raum dicht beieinander besichtigen. In der Publikation ist die städtebauliche Entwicklung kurz, prägnant und sehr informativ dargestellt und erklärt. Die Lektüre ist für alle architekturgeschichtlich interessierten Personen ein Gewinn und animiert zu einem Spaziergang durch das vielen Bernerinnen und Bernern wenig bekannte Bümpliz.

Zitierweise:
Anna Bähler: Rezension zu: Schröter, Anne-Catherine; Sollberger, Raphael; Schnell, Dieter; von Allmen, Michael: Siedlungen der Nachkriegszeit in Bümpliz-Bethlehem. (Schweizerischer Kunstführer, Nr. 1025). Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte 2018. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 1, 2020, S. 78-80.

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Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 1, 2020, S. 78-80.

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